Im Schweizerischen Nationalpark sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits heute spürbar. Sie zeigen sich an verschiedenen Prozessen.
Der Prozess des Klimawandels ist ein global wirkender Prozess, der sich nicht an die Grenzen des Schweizerischen Nationalparks (SNP) hält. Seine Ursachen sowie auch die Folgen sind vielschichtig und weitreichend. Die Beeinflussung der Landschaft und der Ökosysteme des SNP durch den Klimawandel ist äusserst komplex und Gegenstand andauernder Forschung. Es können deshalb hier keine abschliessenden Aussagen gemacht werden.
Dass sich das Klima im Schweizerischen Nationalpark (SNP) ändert, ist auf verschiedene Art und Weise beobachtbar. So sind beispielsweise sämtliche Gletscher im Parkgebiet im Verlauf der vergangenen 100 Jahre verschwunden, die Bewegungsrate der Blockgletscher talabwärts hat deutlich abgenommen und die Niederschläge haben sich verändert. Letztere verteilen sich heute tendenziell auf weniger Tage im Jahr – das heisst: es gibt immer häufiger Starkniederschläge. Wenn mehr Niederschlag an weniger Tagen fällt, beeinflusst dies wiederum weitere Prozesse wie Murgänge, Lawinen oder Waldbrände.
Gerade in den letzten Jahren wurden deutlich mehr Murgänge registriert als in vergangenen Jahrzehnten. Trockener Boden kann weniger Wasser aufnehmen, und wenn dieses zudem noch in kürzerer Zeit fällt, erstaunt es nicht, dass mit dem Klimawandel auch die Anzahl Murgänge im SNP zugenommen haben.
Auch die Tiere reagieren auf den Klimawandel. So sind verschiedene Tiere, wie beispielsweise das Alpenschneehuhn oder der Alpenschneehase, aber auch Steingeissen und verschiedene Kleinlebewesen, heute in höheren Lagen zu finden als noch vor 50 oder 100 Jahren. Gerade diese an das kühle Klima angepassten Tiere verlieren durch den Klimawandel Teile ihrer Lebensräume. Andere Arten, wie beispielsweise das Steinhuhn, profitieren von wärmeren Durchschnittstemperaturen und breiten sich im SNP zunehmend aus.
Heutzutage wissen wir, dass die Prozesse, die der Klimawandel im SNP auslöst, letztlich durch den Menschen verursacht wurden und immer noch werden. Ihre «Natürlichkeit» lässt sich somit infrage stellen. Auch ist der Beitrag, den der SNP zur Abschwächung des Klimawandels leisten kann, begrenzt. Das Beobachten und Dokumentieren der mit dem Klimawandel zusammenhängenden Prozesse gehört jedoch zu den zentralen Aufgaben dieses einzigartigen Wildnisgebiets. So kann der Schweizerische Nationalpark dabei helfen, diese Prozesse besser zu verstehen. Nicht zuletzt wird im SNP durch vielseitige Naturbildungsangebote (z.B. geführte Exkursionen, Ausstellungen, Medienangebote) versucht, die Bevölkerung für die Natur und deren Prozesse zu begeistern. Wenn diese Begeisterung zu einer Sensibilisierung im Umgang mit der Natur führt, ist in jedem dieser Besucher möglicherweise ein Grundstein für den längerfristigen Umweltschutz gelegt.
Weitere Infos:
► Übersicht zu den Auswirkungen des Klimawandels im SNP