Am 23. August 2018 donnerte ein Murgang durch die Val da Stabelchod im Schweizerischen Nationalpark und riss sämtliche Brücken und Teile des Wanderwegs mit. Da eine Instandstellung schwierig war, wurde nun auf einer Länge von gut einem Kilometer ein neuer Weg erstellt.

Der Sommer 2018 war einmal mehr durch sommerliche Hitze geprägt. Gelegentliche Gewitter mit Starkniederschlägen haben auch im Schweizerischen Nationalpark (SNP) an mehreren Stellen zu Murgängen geführt. Der gravierendste Vorfall ereignete sich am 23. August in der Val da Stabelchod. Ein Gewitter sorgte für grosse Wassermengen, die im ausgetrockneten Boden kaum versickern konnten. Das Wasser riss Sedimente mit und entwickelte sich zu einem gewaltigen Murgang. Der zuvor mit Schotter stark aufgefüllte, schluchtartige Abschnitt zwischen dem Rastplatz und der Alp Stabelchod wurde weitgehend ausgeräumt und das Material talabwärts bis zum Bachbett der Ova dal Fuorn verfrachtet. Dort staute das Geschiebe einen rund 1 ha grossen See auf, der bis jetzt erhalten blieb. 

Mit dem Schrecken davongekommen

Der Murgang hatte Wanderer in der hinteren Val da Stabelchod überrascht. Einige von ihnen wurden im Bereich des Rastplatzes durch die Flut blockiert, konnten aber am späten Nachmittag – nach dem raschen Abklingen des Hochwassers – von der Parkaufsicht in Sicherheit gebracht werden. Allerdings stellte sich in den kommenden 24 Stunden die bange Frage nach allfälligen vermissten Personen. Glücklicherweise lief dieses Naturereignis – mit Ausnahme der Schäden an der Infrastruktur – glimpflich ab. 

Auf neuen Pfaden

Um die Risiken für die Wanderer zu minimieren wurde beschlossen, den Weg zwischen Stabelchod und dem Rastplatz künftig nicht mehr durch den Engpass im Talgrund zu führen, sondern neu entlang einer Schulter am orografisch rechten Talhang zu leiten. Der neue Höhenweg mündet nach der Schlucht im Bereich des Rastplatzes Stabelchod Dadaint wieder in den alten Weg. Der frühere Weg ist ab sofort nicht mehr begehbar. Für den SNP bedeuten die häufigeren Starkniederschläge und Murgänge eine enorme Herausforderung beim Wegunterhalt. Die Verantwortlichen sind überzeugt, mit der neuen Wegführung die Risiken durch Naturgefahren stark reduziert zu haben. 

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Markus Stoffel, Professor für Klimafolgen und Klimarisiken an der Universität Genf, referiert im Rahmen seines NATURAMA-Vortrags am 2. Oktober um 20.30 Uhr im Auditorium Schlossstall in Zernez zum Thema: «Was Bäume von vergangenen Naturkatastrophen erzählen. Veränderungen der Murgänge und Steinschläge in den Alpen im Laufe der Jahrhunderte.»

Die Analyse der Jahrringmuster alter Bäume erlaubt Rückschlüsse auf vergangene Temperatur- und Niederschlagsveränderungen und auf vergangene Naturkatastrophen. 

www.nationalpark.ch/naturama

 

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